Ein Nachbericht zum Gerontopsychiatrie-Symposium 2018.

Wir waren als Netzwerkpartner vom Parkinson-Forum Unna eingeladen. Reiner Krauße beteiligte sich als Fachreferent an der Veranstaltung der LWL-Klinik Dortmund und berichtete über einen geplanten Fachärztemangel in den ländlichen Bereichen und im Ruhrgebiet. Den nachfolgenden Beitrag (mit freundlicher Genehmigung) ist auch auf der Seite des Kreises Unna zu lesen:

Mit Hirn, Herz und Humor Fachtagung zur Alterspsychiatrie im Haus Opherdicke begeistert

Auf dem Foto von links nach rechts zu sehen: Prof. Hans-Jörg Assion, Reiner Krauße, Hagen Libeau, Bärbel Wiedermann, Dr. Prosper Rodewyk, Landrat Michael Makiolla, Prof. Gereon Heuft, Prof. Rolf Hirsch, Angelika Chur, Dr. Petra Dlugosch, Hans Zakel.

Auf dem Foto von links nach rechts zu sehen: Prof. Hans-Jörg Assion, Reiner Krauße, Hagen Libeau, Bärbel Wiedermann, Dr. Prosper Rodewyk, Landrat Michael Makiolla, Prof. Gereon Heuft, Prof. Rolf Hirsch, Angelika Chur, Dr. Petra Dlugosch, Hans Zakel.

Beim hochkarätig besetzten Symposium für Gerontopsychiatrie am 11. April begrüßte Landrat Michael Makiolla gemeinsam mit Prof. Hans-Jörg Assion, dem Chef der LWL-Klinik für Psychiatrie Dortmund, rund 125 Verantwortliche aus den Bereichen Gesundheit, Pflege, Politik, Verwaltung und Betroffenenorganisationen. Einfühlsam moderiert von der Vorsitzenden des Ärztekammerbezirks Dortmund, der Ärztin Bärbel Wiedermann, wurden Bedarfszahlen, psychiatrische Krankheiten im Alter, Hilfen und therapeutische Maßnahmen in der gerontopsychiatrischen Versorgung thematisiert. Dabei ging es vom kontrovers diskutierten Fachärztemangel über psychische und psychosomatische Symptombildungen bis zum Thema Gewalt in der häuslichen Pflege und schließlich zur einprägsamen Darstellung, wie mit Humor herausforderndem Verhalten erfolgreich begegnet werden kann.

Allen Beteiligten war deutlich anzumerken, dass sie mit hohem Fachwissen und viel Herzblut engagierte Arbeit leisten. Insbesondere der große Erfahrungsschatz der mehrfach qualifizierten Psychiater Prof. Gereon Heuft und Prof. Rolf Hirsch, gepaart mit Humor und anschaulichen Anekdoten, begeisterte das anwesende Fachpublikum. Frau Dr. Anna Schwedler gelang es, das sperrige juristische Thema „Gewalt in der Pflege zuhause“ mit aktuellen Informationen aus einer in Kürze abgeschlossenen Studie lebendig und nachvollziehbar zu präsentieren.

Der Kreis Unna verzeichnet angesichts des besonders stark wachsenden Anteiles älterer Menschen hohe Bedarfszahlen: Rund 27.000 Personen im Alter 65 Jahre und mehr leiden aktuell zumindest zeitweise unter psychiatrischen Erkrankungen wie z.B. Depressionen und Demenz (rund 9.300 Menschen). „Die Ambulanz der gerontopsychiatrischen Abteilung in Dortmund verzeichnete alleine in 2017 über 19.000 Patienten“, so Chefärztin Frau Dr. Petra Dlugosch. Bei all diesen erschreckenden Bedarfszahlen wurde aber positiv festgestellt: Entsprechende Analysen werden seit gut 30 Jahren für die Sozialplanung und die Pflegebedarfspläne erstellt, und in Netzwerken arbeiten die Fachleute zusammen an der Verbesserung der Angebote; der Kreis organisiert bereits mit der Pflege-/Wohnberatung und dem Demenztelefon vieltausendfach genutzte Beratung; die LWL-Klinik hat ihr Angebot um ortsnahe Tageskliniken erweitert und ist führend bei Modellprojekten und unterstützenden Therapieformen wie z.B. der „Clowns-Visite“; das landesgeförderte Demenz-Service-Zentrum unterstützt in den Kreiskommunen den Aufbau örtlicher Demenz-Netzwerke; in allen 10 Kommunen des Kreises gibt es unterstützende Hilfsangebote für Betroffene und Angehörige.

Einig waren sich alle: Diese positive Entwicklung muss noch weitergehen. Gewünscht wird z.B. ein Zuwachs an geriatrisch/gerontopsychiatrisch sensibilisierten und ausgebildeten Hausärzten – oft werden die Heilungsmöglichkeiten noch unterschätzt oder viel zu spät aktiviert. Die Berechnungsgrundlagen für die Fachärzteplanung von Neurologen, Psychiatern, Psychotherapeuten sollten bedarfs- und demografiegerecht angepasst werden: Reiner Krauße als Vertreter des Parkinson Forums und Dr. Prosper Rodewyk als Hausarzt und zuständiger Bezirksstellenleiter der Kassenärztlichen Vereinigung waren sich an diesem Punkt einig. Sinnvoll wären eigene Planungszahlen für niedergelassene Gerontopsychiater. Mit Blick auf den Bundesgesetzgeber wurde festgestellt: Es fehlt ein „Seniorenschutzgesetz“, es gibt nicht einmal eine bundeseinheitliche Notrufnummer zum Thema Gewalt gegen Ältere, Pflegebedürftige oder Demenzkranke. In seinem Ausblick rief Sozialplaner Hans Zakel auf zur Beteiligung an der AG Gerontopsychiatrie, um „in lebendiger Vernetzung“ an der Verbesserung der Versorgung gemeinsam weiter zu arbeiten.

Beiträge und Präsentationen

Geplanter Fachärztemangel in den ländlichen Bereichen und im Ruhrgebiet (PDF)
Reiner Krauße, Stellv. Vorsitzender des Parkinson Forums Kreis Steinfurt e.V.

„Psychische und psychosomatische Symptombildungen jenseits des 60. Lebensjahres – differenzielle therapeutische Optionen“ (PDF)
Univ.-Prof. Dr. Dr. Gereon Heuft, Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie, Universitätsklinikum Münster

„Gerontopsychiatrische Versorgung des Kreises durch die LWL-Klinik“ (aktuelle Zahlen 2017) (PDF)
Dr. Petra Dlugosch, Chefärztin Gerontopsychiatrie, LWL-Klinik Dortmund

„Gewalt in der häuslichen Pflege“ (PDF)
Dr. jur. Anna Schwedler, Wissenschaftl. Mitarbeiterin am Fachbereich Rechtswissenschaft der Goethe-Universität Frankfurt

„Mit Humor herausforderndem Verhalten begegnen“ (PDF)
Professor Dr. Dr. Rolf Hirsch, ehem. Chefarzt der GP an der Universität Bonn