Nordrhein-Westfalens Ministerin für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter, Barbara Steffens, beließ es bei einer gemeinsamen öffentlichen Veranstaltung des Caritas Bildungszentrums für Pflege und Gesundheit Rheine / Emsdetten, des Parkinson-Forums Kreis Steinfurt und des Jugend- und Familiendienstes Rheine nicht bei der Darstellung der Pflegelandschaft. Im Bürgerhof Rheine wies sie vielmehr mit Nachdruck darauf hin, dass sich die Anzahl der pflegebedürftigen Menschen in NRW von derzeit ca. 670.000 auf etwa 900.000 in 2050 erhöhen werde. Dem könne die Anzahl der zur Verfügung stehenden Pflegekräfte nicht  folgen, denn aufgrund des demografischen Wandels gehe die Anzahl der Erwerbstätigen und damit auch der Erwerbstätigen in der Pflege zurück. Zurück gehe zudem die Anzahl der Einzahler in die Sozialversicherungen. So wie bislang könne es also nicht weitergehen.

Foto (v. l.): Elisabeth Veldhues (Beauftragte der Landesregierung NRW für die Belange der Menschen mit Behinderung,) Wolfgang Dargel (Leiter des Caritas Bildungswerkes Ahaus), Karl Herdering (Geschäftsführer des Caritas Verbandes Ahaus-Vreden), Ministerin Barbara Steffens), Norbert Klapper (Vorsitzender des Parkinson-Forums Kreis Steinfurt und Dozent am Caritas Bildungszentrum), Irmgard Hermes (Caritas Bildungszentrum für Pflege und Gesundheit Rheine / Emsdetten), Brunhilde Dierkes-Zumhasch (Jugend- und Familiendienst Rheine und Dozentin am Caritas Bildungszentrum).

Die Menschen möchten am liebsten lange zu Hause leben, mindestens im gleichen Ort oder Stadtteil. Auch die Angehörigen möchten das. Das Pflegepersonal wünsche sich ausreichend Zeit für Pflege und Aktivierung, familienfreundlichere Arbeitszeiten und angemessene Bezahlung. Das bringe man nur zusammen, so die Ministerin, wenn es einerseits gelinge, die Anzahl der pflegebedürftigen Menschen zu verringern, dafür zu sorgen, dass Pflegebedürftigkeit erst später einsetze. Das sei durch Prävention möglich, also vor allem durch aktive Beteiligung potenziell Betroffener, die auf gesunde Lebensweise, insbesondere Erhaltung ihrer Mobilität, achten müssten. Andererseits muss das Ziel sein, Pflegepersonal im Beruf zu halten. Die Pflege sei einer der Berufe mit der höchsten Zahl der Berufsaussteiger.

Zwar habe NRW durch Einführung der Umlage für die Ausbildungsvergütung in der Altenpflege (alle Leistungserbringer zahlen ein, egal ob sie ausbilden oder nicht) die Anzahl der in Ausbildung Befindlichen von 12000 auf 18000 erhöhen, was für den Landeshaushalt eine Erhöhung der an die Fachseminare zu zahlenden Summe von 32 auf 64 Millionen Euro bedeute, dadurch aber die Fluktuation nicht eindämmen können. Mit Einführung der auf Bundesebene angestrebten einheitlichen Ausbildung für alle Pflegeberufe (Kranken-, Kinderkranken- und Altenpflege) drohe die Anzahl der Auszubildenden in der Altenpflege deutlich zurückzugehen, weil das mit der Abschaffung der Umlage verbunden sei.

Vorschläge aus dem Publikum, Personal aus den Niederlanden einzustellen, wo jüngst viele in der Pflege Beschäftigte arbeitslos geworden sind oder durch Ausbildung von Menschen, die aus ihrer Heimat geflohen sind, zu kompensieren, würden nur sehr begrenzt zur Entspannung der Lage beitragen, solange nicht der Personalschlüssel verbindlich verbessert werde und das Pflegepersonal insgesamt günstigere Arbeitsbedingungen geboten bekomme. Kein Zweifel, das wollte die Ministerin als Mahnung verstanden wissen. (NK)

Empfängerinnen und Empfänger von Leistungen der Pflegeversicherung

Dezember 2013 Dezember 2015
NRW  581.492 638.103 (= +  9,7 %), davon in Heimen 164.600
Kreis Steinfurt  12.177 13.739 (= + 12,8 %), davon in Heimen 3.529
Kreis Borken 9.806 11.389 (= + 16,1 %), davon in Heimen 2.754