Parkinson-Forum Kreis Steinfurt erhält beim UKM wertvolle Infos über aktuelle Entwicklungen.

„Wegen Parkinson schluckte ich zehn Jahre lang Tabletten und hatte etliche Einschränkungen. Ich war dieses Leben leid“, erzählt Winfried Karthaus. „Jetzt bin ich wie ausgewechselt“, berichtet er nun dankbar über das Leben vor und nach seiner „Tiefe Hirnstimulation“-OP. Entspannt sitzt er zwischen Prof. Dr. Tobias Warnecke, Klinik für Neurologie und Neurologische Frührehabilitation im Klinikum Osnabrück, und Verena Zentsch, Klinik für Neurologie mit Institut für Translationale Neurologie im UKM. „Die OP war keine leichte Entscheidung“, bekennt der 75-Jährige aus Hagen a.T.W. auf der Bühne im gut gefüllten großen Hörsaal. „Letztlich hatte ich aber keine Alternative.“ Sein Appell: „Lassen Sie sich testen, ob es bei Ihnen ebenfalls geht.“ Dem schließt sich Dr. Nils Warneke, Klinik für Neurologie der UKM, an, der eingehend die neuen Chancen für Patienten durch die „Tiefe Hirnstimulation“ erläutert.

Per Bus waren über 80 Mitglieder des Parkinson-Forums Kreis Steinfurt e.V. unter der Leitung ihres Vorsitzenden Reiner Krauße zum Parkinsonnachmittag des UKM nach Münster gefahren. Von der Veranstaltung „Parkinson – Gemeinsam auf neuen Wegen“ versprachen sie sich Infos über aktuelle Entwicklungen zur Behandlung ihrer Krankheit – und wurden nicht enttäuscht. Auf dem hochkarätig besetzten Podium sprach Prof. Warnecke über aktuelle Neuerungen in der Parkinson-Therapie und mit Zentsch zusammen über neue Chancen für Patienten durch die „Tiefe Hirnstimulation“. Außerdem betonte er die immer wichtiger werdende Rolle von Netzwerken wie den Parkinson-Netzwerken Münsterland+ (PNM+) und Osnabrück (PNO+), in dem auch das UKM und das Klinikum Osnabrück eng kooperieren. „Bei komplexen Krankheiten wie Parkinson ist es entscheidend, dass unterschiedliche Versorger zusammenarbeiten, um eine patientenorientierte Gesamtversorgung sicherzustellen“, heißt es in einer Patienten-Information und weiter: „So ist es zum Beispiel wichtig, dass Neurologen mit Physiotherapeuten über die Behandlung des Patienten kommunizieren.“

Auf dieses Netzwerk sowie das Projekt ParkinsonAKTIV gingen Tessa Huchtemann und Theresa Becking ausführlich ein. „Das ist eines der Ersten, das in Deutschland evaluiert wurde“, so Huchtemann stolz. „Wir wollen Ihre Versorgung verbessern. Sie können uns dabei helfen“, fordert sie ihre Zuhörer auf.

Dankbar berichtet Winfried Karthaus von seiner verbesserten Lebensqualität seit der „Tiefe Hirnstimulation“-OP. Verena Zentsch und Prof. Dr. Tobias Warnecke hören es gerne.

PD Dr. med. Inga Claus begrüßte zahlreiche Betroffene und Angehörige zum Parkinsonnachmittag im vollen Hörsaal des UKM. Am Podium (v.l.n.r.) Prof. Dr. Tobias Warnecke, Theresa Becking, Tessa Huchtemann und Verena Zentsch. Dr. Nils Warneke kam später dazu.

Gut gefüllt war der große Hörsaal beim Parkinsonnachmittag am UKM.

„Das Ziel des Projektes ist es, in einer begleitenden Studie nachzuweisen, dass sich durch diese Vernetzung die Gesamtversorgung und die gesundheitsbezogene Lebensqualität der Betroffenen verbessern.“ Und Warnecke versprach: „Jeder, der sich meldet, bekommt einen Zugang zu der Online-Studie. Parkinson ist die Krankheit, die weltweit bei den Patientenzahlen am meisten zulegt. Netzwerke helfen, Hürden zu überwinden.“

„Was muss ein Patient wissen?“, fragte PD Dr. Inga Claus, UKM, Klinik für Neurologie mit Institut für Translationale Neurologie, als sie ein ausführliches Update zur Neurogenetik gibt. Welche Bedeutung hat es, wenn Angehörige ebenfalls betroffen sind? „Seit zwei bis drei Jahren erlangt die Neurogenetik zunehmende Bedeutung und die Technik zur Suche nach genetischen Faktoren wird ständig besser“, bestätigt die Medizinerin.

„Dass auch wir in dem Netzwerk eingebunden sind, nutzen unsere Mitglieder gerne“, betont Krauße. „Denn neben den geschilderten hilfreichen Vorteilen profitieren sie von fundierten Fachvorträgen bei unseren monatlichen Treffen. Und von Einladungen zu solchen wertvollen Veranstaltungen wie heute, die zeigen, wohin die Entwicklung geht.“

Unser Dank geht an die Volksbank Münsterland Nord eG., die uns mit einer freundlichen Spende ermöglicht hat, gemeinsam mit einem Bus anzureisen.

Bericht: Rainer Schwarz (Sch)
Fotos: Rainer Schwarz (Sch)