Dr. Kusch spricht über hochsensible Themen beim Gruppentreffen.

Dr. Kusch referiert mit dem Mikrofon in der Hand

„Die sexuellen Bedürfnisse sind wie bei jedem Menschen auch bei an Parkinson-Erkrankten individuell verschieden. Doch wenn sie nicht erfüllt werden, kann das erhebliche Probleme bereiten und am Ende sogar die Partnerschaft gefährden.“ Sehr offen ging Dr. med. Wolfgang Kusch, Chefarzt für Neurologie mit Klinischer Neurophysiologie am Herz-Jesu-Krankenhaus in Münster-Hiltrup, in seinem Vortrag das Thema Partnerschaft und Sexualität bei Morbus Parkinson an. Und die Mitglieder des Parkinson-Forums Kreis Steinfurt e. V. im prall gefüllten Saal des Landgasthofs Teepe hörten dankbar zu, wie der Mediziner detailliert auf die unterschiedlichen Aspekte dieses sensiblen Themas einging. „Reden darüber ist schwerer als bei anderen Themen.“ Auch gegenüber dem eigenen Partner könne es Barrieren geben. Von fehlender Partnerschaft über sexuelle Funktionsstörungen und deren Ursachen spannte Kusch den Bogen bis hin zu Hilfen bei Problemen mit Partnerschaft und Sexualität. „Bleiben Sie nicht allein mit Ihren Ängsten und Problemen. Suchen Sie das offene Gespräch mit Ihrem Partner und mit Ihrem Arzt.“

Auch zur Frage „Mit Parkinson Autofahren?“ fand Kusch die ungeteilte Aufmerksamkeit seines Publikums. Erlaubt oder ein Risiko? „Weder eindeutig ja noch eindeutig nein“, so der Chefarzt. Das hänge unter anderem vom Stadium der Erkrankung sowie von etlichen weiteren Faktoren wie Begleiterkrankungen, Nebenwirkungen der Medikamente und rechtlichen Vorgaben ab. Selbstständige Mobilität sei ein extrem hohes Gut, jede Einschränkung daher schmerzlich und eventuell lebensverändernd. Neben der rechtlichen Situation erläuterte er medizinische sowie andere spezielle Aspekte, nannte Mindestanforderungen an die Fahrtauglichkeit und gab Tipps zu deren möglichst langen Erhalt. „Fragen Sie sich kritisch immer wieder selbst, ob Sie noch fahren können, ohne sich und andere im Straßenverkehr zu gefährden“, appellierte er an die hohe Eigenverantwortlichkeit der Teilnehmer.

„Ganz herzlichen Dank für das, was Sie in den letzten 20 Jahren für Parkinson-Betroffene im Kreis Steinfurt getan haben“, so Reiner Krauße, Vorsitzender des Forums. Wie sehr der erste Vortrag Kuschs vor diesem Auditorium die Betroffenen interessierte, zeigt auch die besonders hohe Zahl der Anmeldungen – der Saal im Landgasthaus Teepe war maximal voll. Im Rahmenprogramm des Gruppentreffens gibt es nach gemeinsamem Singen und Kaffeetrinken immer auch spezielle Neuigkeiten und Hilfestellungen für die Verbesserung der Lebensqualität Betroffener und ihrer Angehörigen.

„Unser Forum wächst beachtlich. Mit 108 neuen Mitgliedern auf jetzt 427 Personen hatten wir 2019 den höchsten Zuwachs unseres Bestehens“, stellte Krauße erfreut fest, bevor er Karin Schlieker Gelegenheit gab, ihr Angebot „Ordnung im Papierkram“ vorzustellen. Dabei hilft sie Menschen, Ordnung auf deren Schreibtisch zu schaffen, Unterlagen zu sortieren und abzulegen, hilft beim Schriftverkehr, bei Abrechnungen, beim Ausfüllen von Formularen und vieles mehr.

Ein weiterer Punkt war eine Forschungsarbeit zu Auswirkungen bei einem Herstellerwechsel von L-Dopa Präparaten. „Ganz wichtig für mich: Haben Sie den Fragebogen verstanden?“, fragte die Apothekerin und Doktorandin Johanna Weitzel die Anwesenden. Die Fragen hatte sie selbst entwickelt und im Dezember während der Weihnachtsfeier des Parkinson-Forums verteilt. So wollte sie von den Betroffenen beispielsweise wissen, wie es ihnen damit geht, wenn ein Medikament gewechselt wird. „Ich will die Ergebnisse so verwenden, dass für die Patienten etwas dabei rauskommt“, betonte sie und erfuhr insgesamt sehr positive Rückmeldungen.

(Text und Fotos: Rainer Schwarz)