Mehr als 85 Mitglieder des Parkinson-Forum Kreis Steinfurt e.V. waren der Einladung von Dr. med. Wolfgang Kusch, Chefarzt der Neurologie am Herz-Jesu-Krankenhaus Münster-Hiltrup, zum 8. Hiltruper Parkinson-Tag in der Stadthalle Hiltrup gefolgt und machten sich mit Bus und PKW auf den Weg. Das beträchtliche Interesse, so die Vorsitzende des Forums aus dem Kreis Steinfurt, Claudia Motog, mit ihrer Stellvertreterin, Dorothea Stauvermann und Reiner Krauße, war verständlich. Die vom Herz-Jesu-Krankenhaus in Münster-Hiltrup durchgeführte Veranstaltung war fachlich sehr gut besetzt und inhaltlich sehr fundiert. Zugleich wurden die Informationen trotz mancher medizinisch notwendigen Fachausdrücke alltagstauglich und verständlich vermittelt. Der Parkinson-Tag wurde geleitet durch den Chefarzt Neurologie des Hiltruper Herz-Jesu-Krankenhauses, Dr. Wolfang Kusch. Nach seiner Einführung führten der Leitende Oberarzt Dr. Michael Ohms, sowie die Oberärzte Sebastian Edelbusch und Jan Merfort sowie die Physio- bzw. Ergotherapeuten Stanislav Smotritzki und Vera Bieder und die Logopädin Julia Schwarze in ihren Vorträgen zu den Themen Parkinson: Einfluss auf Gedächtnis und Konzentration, Neues zu Parkinsonmedikamenten, zu Kreislaufstörungen und anderen autonomen Funktionsstörungen beim Parkinson, zur LSVT-BIG-Therapie und zu Schluckstörungen beim Parkinson, ihren Gefahren und Behandlungsmöglichkeiten aus.

Die Ärzte und anderen Fachkräfte gingen in Ihren Vorträgen auf die verschiedenen Merkmale der Parkinsonerkrankung, ihre Behandlungsziele und -methoden ein. Es gehe darum, die Gesundheit soweit wie es eben möglich sei, zu erhalten, das Wohlergehen der Patienten zu fördern und dabei individuell zu unterstützen, den jeweiligen Alltag zu bewältigen.

In den Vorträgen wurden zudem viele mit der Parkinsonerkrankung zusammenhängenden Aspekte vermittelt. So werden etwa 1/3 dieser Erkrankten mit hoher Wahrscheinlichkeit im Krankheitsverlauf auch von einer kognitiven Störung betroffen sein. Es gebe, so Sebastian Edelbusch, jedoch mögliche, aber noch nicht von allen Betroffenen eingesetzte Hilfen. Dazu gehöre ein angemessenes Hörgerät. Es sei bewiesen, dass ein Hörverlust ohne adäquate Hörhilfe das Demenzrisiko steigere.

Was zählt noch neben der optimalen medikamentösen Versorgung zu einer die Gesundheit möglichst lange unterstützenden Lebensweise? Gute Ernährung, ausreichend Bewegung, soziale Kontakte und geistige Herausforderungen. Letztere sollten individuell angepasst werden, es komme darauf an, dass der Einzelne gefordert wird, gleichzeitig aber Freude an diesem Training habe und nicht unter Druck gesetzt wird. Unterstützend können hierzu Ergotherapie und neuropsychologische Begleitung zum Einsatz kommen.

Zum Thema „Neues zu Parkinsonmedikamenten“ ging der Oberarzt Dr. Michael Ohms auf den aktuellen Forschungs- Entwicklungs- und Verbreitungsstand verschiedener Mittel ein und nannte die mit einer Anwendung verbundenen Chancen und Risiken. Autonome Funktionsstörungen, so Jan Merfort in seinem Vortrag sind solche, die der Einzelne bewusst nicht unmittelbar steuern könne. So sei zum Beispiel der niedrige Blutdruck bei Parkinsonpatienten ein Problem. Aber auch dafür seien alltagstaugliche Maßnahmen zu nennen. Ein höher gestelltes Kopfteil oder auch der Verzicht auf einen Mittagsschlaf könne außer der Medikamentengabe genannt werden.

Die im Weiteren vorgestellte LSVT- BIG-Therapie für Parkinsonpatienten ist eine Methode, um sich durch große, schwungvolle und über einen Zeitraum von 4 Wochen systematisch aufbauende Bewegungen selbst eine bessere und auf Dauer anhaltende Fähigkeit zur Bewegung (wieder-) zu beschaffen und zu erhalten. Die beiden Fachleute, Stanislav Smotritzki und Vera Bieder, führten dazu ansprechend aus und machten unter anderem durch die

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Julia Schwarze

Jan Merfort

Dr. Sebastian Edelbusch

Dr. Wolfgang Kusch

Volles Haus beim Parkinsontag in Hiltrup

„Haustürschlüsselübung“ mit dem gesamten Teilnehmerkreis in der Stadthalle Hiltrup auch deutlich, dass es nicht zu ernst dabei zugehen dürfe, wenn die Übungen in den Alltag integriert werden. Das allerdings müsse geschehen.

Das sehr wichtige Thema der Schluckstörungen beim Parkinson bildete den Abschluss der Vortragsreihe am 24.05. Deutlich wurden die existentiell werdenden Gefahren, die bei nicht erkannten oder unbehandelten Schluckbeschwerden entstehen können. Dr. Michael Ohms und Julia Schwarze hatten als eine zentrale Botschaft ihrer Ausführungen das notwendige Problembewusstsein für Schluckstörungen, von denen 50% der Parkinsonpatienten schon früh betroffen sind. Die Logopädin Julia Schwarze nannte als Erfordernis unter anderem, dass die Erkrankten „von der Automatik zurück zur Gangschaltung“ müssen. Das soll zum Beispiel heißen, die Essgeschwindigkeit anzupassen, konkret: bedarfsweise erhöhen und (wieder) bewusster zu essen.

Zum Abschluss des Parkinson-Tages versprach Dr. Wolfgang Kusch, dass dieser künftig wiederum nach Corona bedingter Unterbrechung in einem zweijährigen Rhythmus stattfinden werde. Das Parkinson-Forum Kreis Steinfurt e.V. wird, da ist sich Claudia Motog sicher, in 2025 gerne wieder dabei sein.

Bericht: Georg Heggemann
Fotos: Jürgen Thoms (Parkinson Forum e.V., Unna)